Leider wird unter Biotop von vielen nur ein Tümpel oder Teich verstanden, da der Gartenteich in den letzten Jahren von vielen Gartenzentren als das Biotop vermarktet wurde. Der Begriff Biotop beinhaltet aber wesentlich mehr, er umfasst alle natürlichen Lebensräume.
Das Dorf besitzt eine typische, vielfältige Flora und Fauna durch unterschiedlichste Lebensräume auf engstem Raum. Die Ruderalflächen, also jene nur wenig vom Menschen genutzten Flächen, sind aber selten geworden. Das saubere Dorf wurde propagiert. So sind viele dieser ungepflegten Flächen mit samt der dafür charakteristischen Flora und Fauna verschwunden. Es sind die wenig intensiv bewirtschafteten Flächen, die verwilderten Restflächen im Dorf, die Brennnesselbüsche beim Misthaufen, der Holler an der Stallwand, der Gute Heinrich oder die Zaunwinde am Gartenzaun. Die Brennnessel ist eine der wichtigsten Futterpflanzen für Schmetterlingsraupen. Ein unversiegelter Weg kann Brutplatz für Sandwespen sein.
Das Dorf bietet unterschiedlichste Lebensräume für viele Pflanzen und Tierarten.
Es sind Biotope aus zweiter Hand, von Menschen geprägt und geschaffen. Durch einen Wechsel in der Bewirtschaftungsform, durch neue Techniken, neue Baumaterialien oder Änderung in der Einstellung sind diese Lebensräume bedroht.
Die Asphaltierung der Hofvorplätze, die Rodung der Obstbäume, der Ersatz einer Trockenmauer durch eine Betonmauer, die Trockenlegung von Sumpfflächen, selbst das Schließen der Dachluken kann gravierende Einflüsse auf die Flora und Fauna haben.
Auf offene Dachräume und Scheunen sind mehrere Tierarten angewiesen, die durch ihre Jagd "Schädlinge" kurz halten. Eine Schleiereule benötigt pro Jahr das Äquivalent von 1000 Mäusen. Fledermäuse vertilgen große Mengen von Insekten.
Viele dieser Veränderung passieren nicht mutwillig, es ist meistens das fehlende Wissen um die Zusammenhänge.
Erst wenn die Lebensräume zerstört sind, werden die Folgen bekannt. Es wird das Fehlen der Schmetterlinge, das Ausbleiben der Schwalben beklagt, die Schuld wird der "Umweltverschmutzung" zugeschoben ohne zu erkennen, dass sie oft im eigenen Handeln liegt.
Viele sind schon seit historischer Zeit in den Bauerngärten und Obstgärten wie der Andorn, das Herzgespann und die Schwarznessel aber auch die meisten Obstsorten.
Natürlich kann man kritisch hinterfragen, ob sich das Dorf nicht immer verändert hat, auch in früheren Zeiten. Das stimmt, nur war der Veränderungsprozess weitaus langsamer. Die Natur konnte sich diesen Veränderungen anpassen, neue Lebensgemeinschaften aufbauen.
Beispiele einiger Biotope
Ums Haus
- Mauern:
Fugen, Nischen und Mauerkronen bieten Felsbewohnern ein Biotop aus zweiter Hand, wie z.B. Zymbelkraut, Streifenfarn und Eidechsen.
- Dachböden mit Einflugsöffnungen:
als Brutplatz für Raubvögel, Fledermäuse und andere Kleinsäuger
- Keller:
Lebensraum für dunkelheits- und feuchtigkeitsliebende Lebewesen
- Altes Holz:
- Lebensraum für Totholzbewohner (Insekten), Flechten, Moose
- Baumaterial für Wespennester
- Dächer:
Standort für Flechten-, Moosflora und trockenheitsresistente Pflanzen sowie die dazugehörige Tierwelt
- Bauerngarten:
- Futterpflanzen für Insekten, Vögel, Kleinsäuger (Igel, ...)
- Genbank alter Kulturpflanzen
- Misthaufen
- nährstoffreiches, warmes Biotop
Im Dorfraum
- Tümpel, Weiher, Bäche, Gräben
- Feuchtwiesen
- Waldränder, Feldraine
- Böschungen, Abbruchflächen
- Brachland und Ruderalflächen
- Trockenrasen
- Schotterflächen, Steinhaufen
- Blumenwiese
- naturnah bewirtschaftete Ackerfläche
- Mauern, Trockenmauern
Blumenwiese
Die Blumenwiese ist noch für die Nachkriegsgeneration eine Erinnerung an die Kindheit. Heute ist eine artenreiche Blumenwiese selten geworden.
Da Gräser einen höheren Nährwert für die Viehhaltung haben, werden durch intensive Düngung und durch frühen Schnitt die Gräser gegenüber den Blütenpflanzen gefördert.
Es gibt nur wenige Ausnahmen unter den Blütenpflanzen, die dabei mithalten können, wie z.B. der Löwenzahn, der nicht ein Zeiger einer artenreichen Blumenwiese, sondern einer stark gedüngten Wiese ist, in der er mit seiner Farbenpracht auffällt.
Wer möchte nicht im Garten eine wunderschöne Blumenwiese haben?
Es scheint so einfach eine Blumenwiese anzulegen, war es doch früher eine Selbstverständlichkeit, ohne viel zu tun war sie da.
Leider ist die Realität anders.
Nur 2 x zu mähen, klingt verlockend, es reicht aber nicht aus, da die Rasenfläche meistens überdüngt ist.
Man muss akzeptieren, dass eine Blumenwiese Zeit braucht, dass das Aussäen von Staudensamen nicht schon im Jahr der Aussaat großen Erfolg zeigt.
Bei der Wahl der Arten ist auf den Feuchtigkeitsgehalt des Gartens, die Bodenbeschaffenheit und die Lage zu achten.
Am einfachsten ist es, sich an die Artenverteilung der umliegenden Wiesen zu halten, sofern sie noch artenreich sind.
Man sollte sich nicht mit Ackerunkräutern begnügen, die eine frisch umgebrochene Fläche bereits im ersten Jahr in ein Farbenmeer verwandeln können.
Die Enttäuschung ist für das 2. Jahr vorprogrammiert, denn dann ist kaum mehr etwas von der ersten Blütenpracht vorhanden, da die einjährigen Ackerunkräuter einen offenen Boden zum Keimen benötigen. Man müsste aus der Wiese einen Acker machen, der jährlich umgepflügt wird.
Ruderalstandorte, Brachen und Trittflächen
Dies sind stark beanspruchte und häufig gestörte Flächen.
Nur wenige Pflanzen können hier überleben, z.B. Kamille, Vogelknöterich, Gänsefuß. Wegerich und Gänsefingerkraut vertragen das Begehen und Befahren auf Wegen.
Der Dorfteich
Der Dorfteich hatte im Gegensatz zu den heutigen Gartenteichen keine ästhetischen Hintergründe.
Er hatte andere Funktionen,
- er war Löschteich
- er war Ententeich
- er war Karpfenteich
- er war Viehtränke
- er war Waschplatz
Im Winter war er der Treffpunkt der Eisstockschützen und Eislaufplatz.
Der ökologische Wert des Teiches war früher kaum bewusst.
Der moderne Schwimmteich er bringt eine neue Nutzungsmöglichkeit, da er einen hohen Freizeitwert besitzt.
Es braucht aber für eine langfristige Nutzung eine gute Planung und eine fachmännische Ausführung.
Ein Dorfteich war eine Selbstverständlichkeit. Viele der traditionellen Aufgaben sind heute nicht mehr aktuell, sie sind durch andere Einrichtungen ersetzt.
Mit dem Verschwinden der Teiche verloren viele Tiere ihren Lebensraum: zahlreiche Insekten, Vögel, Amphibien, Reptilien, Säuger, aber auch Pflanzen.
Der Dorfbach
Ein durch das Dorf fließender Bach ist ein stark prägendes Element. Dennoch wurden viele Dorfbäche in einen engen Kanal gelegt oder verrohrt, um die darüber liegende Fläche als Parkplatz nützen zu können oder nur deshalb abgedeckt, um die schlechte Wasserqualität zu verstecken.
Einige dieser Bäche wurden in den letzten Jahren wieder freigelegt, da ihr Wert wieder erkannt wurde. Bachläufe boten wunderbare Naherholungsräume und wertvolle Lebensräume.