Bäume besitzen allein durch ihre Größe einen entscheidenden Einfluss auf das Ortsbild. Sie wurden daher als Hausbaum, im öffentlichen Raum als Dorfbaum oder als Alleebäume entlang von Straßen gepflanzt.
Die Beliebtheit von der Linde als Dorfbaum könnte in den alten Mythen ihre Wurzeln haben, sie könnte aber auch dadurch erklärt werden, dass es sich bei diesem Baum um einen der mächtigsten heimischen Laubbäume handelt.
Besondere wirtschaftliche Bedeutung hatten in Oberösterreich die Obstbäume. Die Dörfer waren in einem dichten Schirm von Obstbäumen, die am Rand der Dörfer gepflanzt wurden, eingebettet.
Der Hausbaum
Der Hausbaum war der Baum, der vor dem Haupteingang als Wind- und Wetterschutz gepflanzt wurde. Hohe Bäume wirkten zudem als Blitzableiter, die den Blitz vom Haus weg auf sich ziehen sollten.
Laubbäume zeigen den Verlauf der Vegetation vom Blattaustrieb bis zum Laubfall und bieten damit eine abwechslungsreiche Gestaltungsmöglichkeit. Und sie stellen im Gegensatz zu den immergrünen Koniferen eine natürliche Klimaanlage dar, die im Sommer Schatten spendet, im Winter dagegen die Sonne durchlässt. Durch die Verdunstung erzeugen Bäume ein Kleinklima, das kühler und feuchter ist, als auf einer baumlosen Fläche. Sie schaffen ideale Räume zum Verweilen an Sommerabenden. Der mit Bäumen bepflanzte Platz vor dem Eingang war daher prädestiniert für einen Sitzplatz. Kombiniert mit einer Hausbank ist er zu einem beliebten Treffpunkt der Dorfbewohner geworden. Hier kann man mit den Nachbarn reden und das Geschehen auf der Dorfstraße beobachten.
Traditionelle Hausbäume waren bei größeren Gehöften und Gutshöfen mächtige Laubbäume, wie z.B. Linden, Eichen oder Eschen. Seit dem vorigen Jahrhundert waren auch Kastanien beliebt, die aus Südosteuropa eingeführt wurden.
Beschränkt auf den südlichen Teil Oberösterreichs finden sich Eibe, Buchsbaum und der Schrattl (Stechpalme) als Hausbaum. Vereinzelt wurde auch die Thuje, die trockenheitsverträgliche Robinie, die Birke oder Ulme als Hausbaum gepflanzt. Nadelbäume wurden selten verwendet. Nur die "Blaufichte" war zeitweise ein Modebaum, vor allem in der Villenarchitektur der Jahrhundertwende und in den frühen 60-er Jahren.
Seltener findet sich die Pyramidenpappel, die in der Zeit Napoleons aber auch in der NS-Zeit recht beliebt war.
Bei kleineren Höfen und Kleinlandwirtschaften wurden Obstbäume als Hausbäume gesetzt. Sie hatten den zusätzlichen Vorteil der wirtschaftlichen Nutzung des Obstes und des Holzes, das bis ins Biedermeier ein beliebtes Möbelholz war.
Lebens- und Hochzeitsbaum
Der frühere Brauch bei der Geburt eines Kindes einen Baum als Lebensbaum zu pflanzen und zwar einen Apfel- oder Birnbaum, je nach dem Geschlecht eines Kindes, verlieh diesen Bäumen eine besondere Wertschätzung. In sie wurde sogar die Funktion eines Schicksalbaumes hineininterpretiert.
Auch bei Hochzeiten gab und gibt es gebietsweise den Brauch, dass das Brautpaar einen Baum gemeinsam pflanzt.
Die Dorflinde
Auf dem Dorfplatz, bei der Kirche, im Friedhof oder bei Kleindenkmälern wurden nur wenige Baumarten gepflanzt. Am beliebtesten war die Linde.
Die meisten dieser Dorfbäume hatten kultische Traditionen, die weit in vorchristliche Zeiten zurückgreifen. Besonders mächtige Bäume wurden als Sitz der Götter oder der Seelen der Ahnen betrachtet.
Die kultische Bedeutung der einst heiligen Bäume blieb im Volk erhalten und wurde in Sagen weitergegeben. In manch christlichen Legenden schimmert der alte Baumkult noch immer durch. Auch der Maibaum hat vorchristliche Wurzeln.
Die Linde war der Aphrodite, der Venus, der Frigga – also den jeweiligen Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttinnen der Griechen, Römer und Germanen geweiht – ein zutiefst weiblicher Baum. Unter den Linden wurde gefeiert, Volksversammlungen abgehalten und getanzt (Lindentanz).
Die Germanen hielten unter Linden Gerichtsverhandlungen ab, da man überzeugt war, Freyas Baum würde die Wahrheit ans Licht bringen und ein gerechtes Urteil erwirken. Bis in die Neuzeit blieb die Linde Richtbaum.
Die Beliebtheit der Linde blieb über Jahrhundertes ungebrochen. So wurden zum Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Josef in vielen Orten Kaiserlinden auf den Ortsplätzen gepflanzt. War im Zentrum kein geeigneter Platz, wurde die Kaiserlinde als Solitärbaum in die Landschaft gesetzt.
Die Eiche
Sie war entgegen dem grammatikalischen Geschlecht der männliche Baum in den Mythen. Sie war bei den Römern, Griechen und Germanen dem Donnergott (Jupiter, Zeus, Donar) geweiht. Der Grund dürfte die Tatsache gewesen sein, dass die tief wurzelnde Eiche vom Blitz öfter getroffen wird, als die flach wurzelnde Linde.
Die Gallier verehrten die Misteln, die auf Eichen wachsen. In heiligen Eichenhainen wurde die Mistel geschnitten, die in den keltischen Kulten eine besondere Bedeutung besaß.
Das Holz der Eiche hatte eine besondere wirtschaftliche Bedeutung. Das Holz ist hart und widerstandsfähig. Die Eicheln waren für die Schweinemast wichtig. Aus diesem Grund stehen Eichen häufig ohne Bezug zu einem Bauwerk oder Denkmal in der freien Landschaft. Als Dorfbaum ist sie in Oberösterreich selten zu finden. Vor dem Eingang zum Schloss in Peuerbach steht eine mächtige Eiche, in Klam existiert eine Allee aus Eichen.
Die Esche
Die Esche Yggdrasil wird in der Edda als Weltenbaum genannt, der Himmel, Erde und Unterwelt miteinander verbindet. In Oberösterreich ist sie nur ausnahmsweise als Dorf- oder Hausbaum zu finden. Eschen lieferten das Holz für Speere, für die Wagnerei, Werkzeugstiele und für die Schier.
Weiden
Durch die Begradigung von Bächen, Drainagierungen und die Trockenlegung von Dorfteichen sind die Weidenbestände dezimiert worden.
Die Zweige einiger Weidenarten wurden schon in der Zeit der Jäger und Sammler als Binde- und Flechtmaterial verwendet. DIe ersten Gärten waren mit Flechtzäunen eingefriedet. Durch den jährlichen Schnitt entstanden Kopfweiden, die das Landschaftsbild entlang der Bäche und Weiher geprägt haben. Kopfweiden sind das Ergebnis dieser Nutzung . Sie werden auch Felber genannt. Sie sind auch für die Natur wertvoll, da in ihnen viele Tiere Nistplätze und Nahrung finden.
Korbflechterware wird heute überwiegend aus dem Ausland importiert, sodass bei uns kaum mehr Weiden geschnitten werden. Daher gibt es kaum mehr Kopfweiden. Denn wenn die Weiden nicht mehr jährlich geschnitten werden, treiben die Kopfweiden durch und brechen dann auseinander.